Atelier May Angela Hoerig
AtelierMay Angela Hoerig

Ausstellung in Bad Kreuznach Einführung von Ursula Biffar, Kunstkritikerin der Zeitung "Rheinpfalz"

gekürzte Version

 


Waldweg

 .....denn mit dem Verlassen ihrer Heimat, verband sich auch ein Wechsel Ihres

Lebensinhaltes. Sie wandte sich der Malerei zu. Und in dieser öffnete sich der

wagemutige Frau eine neue, wenngleich längst nicht mehr unbekannte Welt.

Mit ihren ersten Bildern ging sie mit einer Atelierausstellung erstmals an die Öffentlichkeit und fand genug Resonanz.

..... Anfangs stand der Mensch im Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens. Sie malte vor allem gerne Porträts. Doch bald begann sie die Unruhe um den Menschen zu quälen. Obendrein litt sie unter den autoritären Ansprüchen des Sozialismus. Sie wollte die Ruhe, die Stille und fand sie in der Natur.
So wurde die Natur ihre Oase, die enthielt und bot, was ihrem Wesen gemäß war.

Heute besitzt sie die Kunst als Hort ihrer ersehnten Ruhe und hat sich ihr ganz verschrieben....

 ....Ihre großformatigen Acrylbilder werden von einer Sensibilltät bestimmt und auch getragen. Sie erscheinen als feinsinnige Stimmungsbilder, gleich, welcher Inhalt sie kennzeichnet. Sie sucht stets die Idylle und findet sie auch. Sie versteht es, das Licht einzufangen und es festzuhalten- nicht grell, nicht feurig, sondern in aller Wärme und sanfter Geborgenheit. In akribischer Suche und Darstellung findet sie die in Poesie getauchte Gärten und Hofidyllen, hinter dem Haus oder in der kleinen Schilderung des Schmetterlings am Vasenrand. Sie findet die Oasen der Stille ebenso um den mit Kultur gedeckten Frühstückstisch mit dem Fliederstrauss, dessen Blüten so wirklichkeitsnah herausgearbeitet sind, daß der Betrachter ihrer Duft zu spüren vermeint. Es ist eine natürlich und veredelt wirkende Widergabe von Alltäglichkeiten, die Herz und Sinn entzückt. Bei der Wirkung der Bilder von Angela Hörig bildet der Kontrast von Wirklichkeit und Poesie die entscheidende Rolle. Hier die Profanität etwa des Geschirrs in reiner Sachlichkeit, das leer ist und darauf wartet, benutzt, angefasst, gefühlt zu werden- dort die stimmungsreiche Atmosphäre der Umgebung. Und weil die Dinge auf ihre Erfüllung warten, scheint die Zeit angehalten zu sein.
Stillstand der Zeit- das ist es, was den Bildern von Angela Hörig das wundersame Gepräge verleiht. Auch und erst recht die Landschaften, die Naturschilderungen und die kleinen Winkel können als Stilleben gelesen werden, als stillgelegte Zeit. Die Zeit mit ihren Kämpfen geht an ihnen vorüber. Die Darstellung des Lichtes, der Stille, der Idylle schlechthin in schönster Harmonie der Szenerie sind die Farben in ihrer vollen Nachdrücklichkeit nur zu gemäß.
Hier begegnet uns eine Malerei rundum in professioneller Könnerschaft mit der Aura der Ursprünglichkeit. Eine Malerei, die in Akkuratesse die akribische Darstellung, die Hingabe ans Detail nicht scheut und dadurch ihr unmittelbares Verhältnis zur Wirklichkeit.
Es sind Bilder, die sich dem Betrachter auf Anhieb öffnen und mitteilen. Bilder die zu betrachten einfach gut tun.

Laudatio von Bernd Pfarr zur Ausstellungseröffnung bei ABB Mannheim

Lavendel

Guten Abend meine Damen und Herren, ich heiße Sie herzlich willkommen zur Ausstellung von Angela May Hörig hier in Mannheim. Ich möchte mich noch kurz vorstellen: Mein Name ist Bernd Pfarr und ich arbeite in einer ähnlichen Profession wie Angela, ich bin auch Maler, aber eher erzählender Maler, das heißt: Ich bin Cartoonist und Illustrator und erzähle somit mit Bildern Geschichten, und zwar meist komische Geschichten. Im Gegensatz zu mir ist Angela May Hörig also eine seriöse Malerin, die mit ihren Bildern keine Geschichten erzählt, die malt um des Malens willen, um auf der Leinwand mit Farbe Bilder entstehen zu lassen. , L'art pour l'art' sozusagen - aber, stimmt das denn wirklich? Zunächst erscheint einem das ziemlich einleuchtend, denn vor allem die Sujets die sie wählt, die Motive, sind sehr ruhig. Es sind in erster Linie Stillleben und Landschaften, also eben eher klassische Motive, die per se erst mal nichts erzählen, die im Gegenteil immer wieder von Malern verwendet wurden, um Motive zu haben, die wenig belastet sind durch Inhalte. Zudem erfährt man über die Titel ihrer Bilder nichts, was über den Bildinhalt hinausgeht. Dargestellte Hortensien werden ,Hortensien' betitelt, ein Lavendelfeld heißt ,Lavendel' und eine Gartenterrasse heißt eben Gartenterrasse'. Nebenbei bemerkt, halte ich diese Vorgehensweise bei der Betitelung auch für einzig seriös - einem Gemälde, auf dem zum Beispiel eine schlichte weiße Vase dargestellt ist, den Titel , die Versuchung des heiligen Antonius' zu geben, wie es durchaus gehandhabt wird, halte ich eher für fragwürdig. Doch zurück zu Angela. Wenn man sich ihre Bilder so anschaut, beschleicht einen das Gefühl, dass hier mehr geschieht, als nur schöne Malerei, als nur Abbild von Natur oder von Objekten, von Blumen. Und dieses Gefühl beschleicht einen besonders bei den Landschaften, denn man hat das Gefühl, dass hier irgend etwas fehlt; dass diese Bilder eher Abwesenheit beschreiben und die Frage wäre: Abwesenheit wovon? Meinem Gefühl nach würde ich sagen: 'Hier fehlen die Menschen'. Bis auf ein Bild, auf dem eine Dame, und zwar eine ältere Dame abgebildet ist, von hinten, mit einem blauen Hut, die aber eben auch nur im Rücken ansichtig ist und wo offensichtlich - man ahnt es über den Titel 'Blauer Hut' schon - mehr der Hut von Interesse ist, als die Person, gibt es auf diesen Bildern, in diesen Landschaften, keine Menschen. Das ist im Prinzip noch nichts Besonderes; denn es gibt wahrlich keine Pflicht, auf Gemälden von Landschaften auch Menschen darzustellen, im Gegenteil Landschaftsmalerei ist eben nun mal Landschaftsmalerei und steht für sich. Nun ist es in diesem Falle etwas anderes, denn diese Landschaften sind meistens domestizierte Landschaften, das heißt, es sind Landschaften, die von Menschen gestaltet wurden. Es sind häufig Parklandschaften, Gärten oder es sind Felder. Es ist eine Landschaft, in die der Mensch eingegriffen hat, die aber nun für sich liegt und steht und sozusagen verwaist ist. Der Mensch hat sich, zumindest in diesen Momenten, in denen Angela sie darstellt, aus der Natur verabschiedet und man hat das Gefühl, das hier gewartet wird auf den Menschen, denn es gibt einige Zeichen, das er irgendwann wieder kommt. Diese Zeichen sind zum Beispiel Parkbänke, die leer stehen, es sind Stühle, auf denen niemand sitzt und es sind Tische, an denen nicht getafelt wird, die aber stellenweise schon dafür hergerichtet und dekoriert wurden, es gibt eine Gartenliege auf der ebenfalls niemand liegt. Ein Bild beschreibt besonders nachdrücklich, dass der Mensch hier offensichtlich im wahrsten Sinne des Wortes verschwunden ist. Man sieht ein aufgedecktes Bett und hinter dem Bett, weit geöffnet zwei Türen, die den Blick auf die dahinterliegende Landschaft ermöglicht. Weit kann man in die Landschaft sehen, aber man entdeckt niemanden, der sich in diese Landschaft begeben hat. Der Titel des Bildes, ein englischer Titel 'Gone with the wind' sagt nun sehr deutlich, dass hier jemand verschwunden ist und zwar offensichtlich in weite Ferne. Selbst die Schafe auf dem Bild 'Morgen auf Kreta' scheinen unbehütet und unbeaufsichtigt. Man hat den Eindruck, dass sie sich unter einem großen Baum versammelt haben, um hier Schutz zu suchen , denn auch der Schäfer ist weit und breit nicht zu sehen. Angela beschreibt also in meinen Augen eine Welt, in der der Mensch lebt, in der der Mensch gestaltet, und zwar sehr bestimmt und deutlich, indem er auch soweit gestaltet, dass er der Natur Teile entnimmt, nämlich Blumen, und neu arrangiert. Das heißt, sie beschreibt eine Welt, in der der Mensch lebt und wirkt, aber ohne den Menschen zu zeigen und das wirft nun zwei Fragen auf: Die eine wäre warum wählt Angela Landschaften, die deutlich vom Menschen beeinflusst wurden ?' und die zweite Frage warum möchte sie aber den Menschen darin nicht integriert sehen, warum stellt sie den Menschen nicht dar ?' Zur ersten Frage ist meine Vermutung, dass diese Landschaften, die von Menschen gestaltet wurden, auch für den Menschen, für uns alle, den großen Vorteil haben, dass sie nicht fremdartig, bösartig sind, dass sie nicht in irgendeiner weise einen Dschungel, einen Urwald bedeuten, eine für uns undurchdringliche Natur, die feindlich oder abweisend sein könnte. Ganz offensichtlich hat Angela diese Naturverbundenheit, die aber eben auch gestattet, Natur gestaltend zu verändern, der sie auch das Recht gibt, Natur, eben nach unserem Bilde, unseren Vorstellungen zu manipulieren. Auch ich muss gestehen, dass ich mich in ihren Gärten, ihren Parks, sehr wohl fühlen würde, wobei man nicht sagen könnte, dass diese Gärten und Parks übermäßig romantisch und verklärt oder geradezu süßlich waren - im Gegenteil. Sie wirken alle auf mich recht klar und einfach und ungekünstelt. Aber warum nun keine Menschen? Ich glaube das ist schon eine sehr persönliche Frage. Aber ich möchte dennoch einige Vermutungen anstellen. Mein Eindruck ist, dass ein gewisses Misstrauen dem Menschen gegenüber in Angela herrscht. Er hat zwar gestaltet, aber nun ist er eigentlich nicht mehr vonnöten. Angela genügt es offensichtlich, den Charakter des Menschen, der hier eingegriffen hat, der gestaltend in der Natur gewirkt hat, über das Ergebnis, über die geschnittenen Blumen, die gestutzten Hecken, den gemähten Rasen, usw. zu beschreiben, so als hatte sie beinahe Angst davor, dass der Mensch zurückkommen könnte, um hier erneut einzugreifen, aber nun etwas robuster und vielleicht sogar das hier in jenem Moment herrschende Gleichgewicht zerstörend. Offensichtlich ist sie mit dem Zustand, der gerade vorherrscht, sehr zufrieden. Ihr Malduktus kommt dem sehr entgegen. Kein großflächiger Farbauftrag, hier reihen sich Farbfläche an Farbfläche und geben so, quasi die Impressionisten zitierend, eine Leichtigkeit, eine Impression wider, genau für diesen Augenblick, in dem diese Stille herrscht in den Bildern. Diese Stille, diese Ruhe und Unaufgeregtheit wird noch unterstützt von Angelas Methode, Licht einzusetzen. Alle Bilder sind zwar licht, aber es ist keine wirkliche Sonne, es ist keine wirkliche Härte des Klimas, es ist keine Hitze, es ist keine Kälte, kein Regen, es ist eigentlich, wenn man so will, ein ideales Klima, auch das wieder eine Atmosphäre, die dem Menschen sehr entgegenkommt. Vielleicht beschreibt Angela ja hier ihre Vorstellung vom Paradies, die eben nichts mit einem Schlaraffenland zu tun hat, sondern eher mit den Vokabeln 'mild' und 'weich' und 'klar' beschrieben werden könnte. So öffnet sie uns den Blick in ihr Inneres. Sie lässt uns an ihrer Sicht der Dinge teilhaben, etwas, das vielleicht für jeden guten Maler gelten sollte: Dass er eine Welt beschreibt, die zutiefst und wahrhaftig seine eigene Welt ist. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und ich danke der Malerin für die schöne Ausstellung und wünsche Ihnen nun viel Freude beim Betrachten der Bilder.

Hier finden Sie uns:

Atelier

May Angela Hoerig
67098 Bad Dürkheim

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